Startseite   »  Andrea Hausmann - Abschied von "Fantastische Lesetipps"

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Das Leben ist nicht einfach und schubst uns manchmal auf neue Wege, die wir erst vorsichtig erkunden müssen.

So gibt es auch im Leben von Andrea Veränderungen und Abschiede, die ich sehr bedauere.

Warum das so ist, erfahrt ihr hier.

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        Liebe Andrea,                                 

danke, dass Du Dich für dieses Interview zur Verfügung stellst!

Andrea: Sehr gerne Linda!

Linda: Du bist in Hessen geboren und wohnst seit vielen Jahren in Berlin.

Was magst du an der Hauptstadt?

Andrea: An Berlin faszinieren mich die Gegensätze, die ich so in keiner anderen deutschen Stadt je erlebt habe. Diese große Stadt ist einerseits laut und sehr geschäftig, zugleich findet man hier aber auch unglaublich schöne, idyllische Ecken, so viel Grün und so viele Seen wie ich es nie von einer so großen Stadt erwartet hätte. Es sind die Gegensätze die mich anziehen und das findet sich auch in der Architektur und natürlich den Menschen die in dieser Stadt leben, wieder. In Berlin gilt das Motto „Leben und leben lassen“, die Hauptstadt ist nicht so schickimicki, sie ist echt. Und ich mag es echt und ehrlich.

Linda: Nun planst Du Deinen „Rückzug“ nach Hessen. Magst Du etwas darüber erzählen?

Andrea: Puh, das ist nicht so ganz leicht für mich, denn ich wäre aus eigenem Antrieb wohl nicht in meine hessische Heimat zurückgekehrt. Einige wissen, dass ich Rollstuhlfahrerin bin, und ich sage es mal so: Meine Erkrankung erfordert inzwischen gewisse Hilfestellungen, bei denen ich einfach eine vertraute Person um mich haben möchte – meine Schwester. Sie geht aus beruflichen Gründen nach Hessen zurück, und so gehe ich mit.

Linda: Wie sieht Dein Alltag aus?

Andrea: Ich habe einen Hund – Bilbo! Er ist ein agiler und verspielter Kerl und beansprucht viel Zeit, die ich sehr gerne mit ihm zusammen bin. :) Ich lese viel, verbringe auch immer mal wieder Zeit mit kreativen Basteleien - sei es am Computer mit Bildbearbeitungsprogrammen oder aber mit handwerklichen Dingen. Ich bin sportbegeistert auch wenn ich selbst keinen mehr ausüben kann, gehe gerne ins Kino und liebe es am Wasser oder im Wald spazieren zu gehen. Die anstrengenden Alltäglichkeiten lasse ich einfach mal weg.

Linda: Viele kennen Dich als Bloggerin. Hat Bloggen Dein Leben verändert?

Nein, das hat es nicht. Es hat mir aber neue und sehr schöne Kontakte ermöglicht, die ich als Bereicherung sehe.

Linda: Nun hast du Deinen Blog „Fantastische Lesetipps“ abgemeldet. Magst Du uns die Gründe erläutern?

Andrea: Zum Bloggen bin ich ja regelrecht wie „die Jungfrau zum Kind“ gekommen. :) Ursprünglich hatte ich als Vielleserin nur das Bedürfnis, tolle Bücher zu empfehlen, und es gab anfangs auch nur eine Facebook-Seite darüber. Doch schnell wurde ich von einer Autorin angesprochen, einen „richtigen“ Bücher-Blog zu führen, und nach einmal drüber schlafen, habe ich mich dafür entschieden. Ich hatte wirklich keine Ahnung was da auf mich zukommen würde und war völlig unbedarft. Ich musste sogar erstmal in Internet schauen, worüber Bücher-Blogs so alles schreiben ;-)
Dann ging alles in rasantem Tempo vorwärts. Das hatte ich den vielen Indie-Autoren zu verdanken, die mich anschrieben und mir ihre Bücher vorstellten. Nach und nach kamen auch Kontakte zu anderen Bloggern dazu, und schließlich wurden auch Verlage auf meinen Blog aufmerksam. Es hat mir gefallen, ja sogar geschmeichelt, dass ich so viel Aufmerksamkeit bekam und die Art meiner Rezensionen gut ankam.

Ich spürte aber auch einen gewissen Druck ansteigen, eine Erwartungshaltung an mich. Zudem hatte ich unterschätzt, wie viel Zeit das ganze Drumherum verschlingt: Kontakte pflegen, recherchieren, Aktionen planen und vorbereiten, Inhalte erarbeiten und mehr – es ist nicht einfach nur lesen und rezensieren. Und auch in der Blogger-Gemeinschaft ist nicht immer alles gemeinschaftlich und nett.
Ich habe allerdings auch schöne Freundschaften geschlossen, die ich nicht missen möchte!


Letztlich habe ich für mich die Reißleine gezogen, weil ich schon seit Monaten gemerkt habe, dass mich dieser Druck lähmt und nicht antreibt, alles zu einer Belastung wurde, die sich auch körperlich ausgewirkt hat. Das kann ich mir in meiner Situation einfach nicht leisten. Dann kamen eben auch noch gravierende private Dinge dazu, und die Summe all dessen hat dazu geführt, dass ich meinen Blog aufgegeben habe.

Linda: Ich bedauere Deine Entscheidung, auch wenn ich sie sehr gut verstehen und nachvollziehen kann.

Jetzt möchte Dich noch nach Deinen Erfahrungen fragen. Schließlich hast Du die Blog-Landschaft ja lange Zeit mitgeprägt und verfolgst den „Leser-Markt“ bereits eine ganze Weile. Welchen Rat würdest du neuen Autoren geben?

Andrea: Ich befinde mich nicht in der Position um gute Ratschläge verteilen zu können.
Für mich persönlich ist es aber wichtig, dass ein Buch gut lesbar ist und wenn kein professionelles Lektorat möglich ist, zumindest mehrere geeignete Testleser Korrektur lesen bevor das Werk veröffentlicht wird. Fehler gibt es immer und überall, aber man sollte bemüht sein, sie zu reduzieren.

Linda: Und einem erfahrenen Autoren?

Andrea: *Lach*, von einem erfahrenen Autor könnte ICH eine ganze Menge lernen, z.B. etwas über Durchhaltevermögen und Disziplin. :)

Eigentlich kann ich nur sagen, dass ich es schätze, wenn Autoren authentisch bleiben und über die Dinge schreiben, die sie in ihrem Kopf haben, die sie um- und antreiben und nicht nach einem Erfolg die Leser befragen, wie denn eine Geschichte weitergehen oder ausgehen soll.

Linda: Und neuen Bloggern?

Andrea: Grundsätzlich soll Bloggen Spaß machen, das ist das Wichtigste überhaupt. Ziele definieren: Blogge ich nur ein bisschen, wenn ich mal Lust dazu habe oder will ich mehr? Entsprechend muss man sich Mühe geben – und Zeit nehmen und haben. Oft kommt die Frage, wie man an Rezensionsexemplare kommt... Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass man die Sache dann ein bisschen ernster nehmen muss. Eine stimmige Optik für den Blog, die Vernetzung mit anderen Bloggern ist hilfreich, vor allem aber auch ordentliche Rezensionen oder Leseeindrücke verfassen, sich mit der Rechtschreibung Mühe geben, auf sozialen Netzwerken agieren, an Aktionen teilnehmen, mehrmals wöchentlich bloggen und somit viele lesebegeisterte Leute für die eigenen Beiträge zu interessieren. Wenn man Rat und Hilfe sucht, werden viele erfahrene Blogger bereit sein zu helfen, aber es sollte auch erkennbar sein, dass man sich Mühe gibt und eigene Ideen einbringt. Und Geduld sollte man auch ein bisschen mitbringen, denn viele Leser bekommt man in der Regel nicht von heute auf morgen – die muss man sich (hart) erarbeiten.

Linda: … so wie du es getan hast.

Nun zum Abschluss interessieren mich noch Deine Antworten auf einige persönliche Fragen: Wer ist …

der/ die Buch-Held(in) deiner Kindheit?

Andrea: Das war Pippi Langstrumpf. Ich liebte ihre verrückten Ideen und dass sie ihren eigenen Kopf hatte. :)

Linda: der/ die Buch-Held(in) deiner Jugend?

Andrea: In meiner Jugend habe ich außer Schul-Lektüre wenig gelesen. Ich war viel draußen unterwegs, in Sportvereinen und mit Freunden zusammen. Und ich war öfter verliebt, da hat man keine Zeit zum Lesen. ;)

Linda: Deine Lieblingsschauspielerin?

Andrea: Dazu gehören auf jeden Fall Cate Blanchett, Kate Winslet, Meryl Streep und Emma Thompson.

Linda: Dein Lieblingsschauspieler?

Andrea: Daniel Day-Lewis, Robert Redford, Ben Kingsley, Denzel Washington, Hugh Jackman, Alan Rickman, Tim Robbins, Chris Hemsworth. Ich könnte die Liste sicher noch fortführen. :)

Linda: Welche ist deine Lieblingsstadt?

Andrea: Das ist und bleibt Berlin.

Linda: Welche fantastische Gabe möchtest du gern besitzen?

Andrea: Ich würde mich gerne von einem zum anderen Ort teleportieren können und so die ganze Welt bereisen – wann immer ich möchte.

Linda: Mit wem würdest du gern den Platz tauschen für einen Tag?

Andrea: Es würde mich brennend interessieren, was in dem Kopf eines jungen, sehr gut aussehenden Mannes so vor sich geht. Ein einziger Tag würde mir ja sicherlich nicht gleich schaden. ;)

Linda: Welche Menschen haben dich beeindruckt?

Andrea: Das sind Menschen die etwas zum Wohl anderer bewegen oder beitragen. Menschen, die mit offenen Augen durch das Leben gehen und wahrnehmen, wieviele Facetten unsere Gesellschaft hat und nicht den Blick abwenden oder sich verschließen, sondern da mit anpacken wo soziales Engagement gefragt ist.

Linda: Eine (kleine) Schwäche von dir, mit der du andere und dich selbst immer wieder in den Wahnsinn treibst?

Andrea: Meine Ungeduld ist wohl meine größte Schwäche. Ich arbeite zwar schon seit vielen Jahren daran, aber sie blitzt doch immer mal wieder hervor, wenn Dinge in meinem Kopf am liebsten sofort in die Tat umgesetzt werden wollen. :)

Linda:Eine deiner hilfreichen Stärken?

Andrea: Meine Empathie oder auch meine Kreativität – beides war schon oft sehr hilfreich.

Linda: Hast du ein Lebensmotto?

Andrea: Nicht direkt, aber bei mir ist das Glas immer halbvoll und nicht halbleer.

Linda: Welche Wünsche hast Du für Deine persönliche Zukunft?

Andrea: Innere Zufriedenheit und Selbstbestimmung bis zum Schluss.

Linda: Gibt es noch etwas, das Du den Leser/innen dieses Interview sagen

möchtest?

Andrea: Danke für‘s Durchhalten! ;)

Linda: Vielen Dank, Andrea, dafür, dass Du uns Einblick in Dein Leben gegeben hast.

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute!

 

Posted on Mar 15, 2014